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Pressemitteilung

Informationsveranstaltung in Wasserburg am Inn - Volksbegehren lebhaft diskutiert

Max Finster vom Bund Naturschutz begrüßte im Namen des Aktionsbündnis "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" die vielen Zuhörer im bis auf den letzten Platz besetzten Wasserburger Sparkassensaal. Er hoffe, dass mit diesem Volksbegehren nicht nur eine Diskussion, sondern die längst fällige Trendwende beim Artensterben eingeleitet werden könnte.

Ludwig Maier (ÖDP) während des Vortrags

Ludwig Maier (ÖDP) während des Vortrags im Saal der Sparkasse in Wasserburg am Inn

Genaue Zahlen hierzu präsentierte Ludwig Maier in seinem Vortrag: So sind z.B. 75% der Fluginsekten sind nicht mehr da, 73% aller Tagfalter sind verschwunden, in Bayern leben nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Ziel des Volksbegehrens sei es, Verbesserungen im Naturschutzgesetz zu erreichen: Bayernweite Vernetzung von Lebensräumen für Tiere, Erhalt von Hecken, Bäumen und kleinen Gewässern in der Landwirtschaft, Erhalt und Schaffung blühender Randstreifen an Gewässern, massiver Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, pestizidfreie Bewirtschaftung aller staatlicher Flächen, verstärkte Aufnahme des Naturschutzes in die Lehrpläne bei der Ausbildung von Land- und Forstwirten.

Maier hofft, dass durch ein erfolgreiches Volksbegehren auch die Diskussion über eine vernünftigere Verteilung der staatlichen Subventionen endlich massiv einsetzt. Kleinere landwirtschaftliche Betriebe sollten stärker gefördert, sehr große dagegen im Vergleich weniger. Finanzielle Einbußen durch verstärkte Naturschutzauflagen müssten den Landwirten selbstverständlich vom Staat ersetzt werden. "Das Volksbegehren richtet sich nicht gegen die Landwirte, sondern soll den Rahmen für eine naturverträgliche Landwirtschaft schaffen".

Genau dies aber bezweifelten lautstark einige Landwirte. Es sei zu befürchten, dass bisher geförderte freiwillige ökologische Maßnahmen wie z.B. das Freihalten von Uferrandstreifen nicht mehr vom Staat gefördert werden, wenn dies Gesetz ist. Sie fühlen sich an den Pranger gestellt und werden als einzig Schuldige für das Artensterben bezeichnet, obwohl doch der Siedlungsdruck, die ständige Neuausweisung von Gewerbeflächen und der oft überzogene Straßenbau daran einen gewaltigen Anteil haben. "Und die Gartenbesitzer mit ihren Mährobotern werfen uns vor, dass wir zu oft mähen, obwohl sie auf ihrem Grund keinem Blümchen eine Chance lassen!"

Natürlich, so Ludwig Maier, hat das rasante Artensterben viele Ursachen. Der Flächenverbrauch pro Tag in Bayern betrage 13 ha und jedem sei klar, dass dies nicht so weitergehen könne. Das vor kurzen beantragte Volksbegehren "Gegen den Flächenfraß“ wurde aber nicht einmal zugelassen. Er hoffe, dass auch hier endlich der Gesetzgeber handeln wird. Ein Verbot von Mährobotern in das Volksbegehren aufzunehmen, wäre sicher sinnvoll gewesen. Er betonte nochmal, dass zusätzliche ökologische Leistungen selbstverständlich vom Staat finanziell honoriert werden müssen und versprach, hier die Landwirte nach Kräften zu unterstützen.

In der Diskussion erzählte ein über 8Ojähriger Bauer wie früher beim Grasmähen mit der Sense die Heuhupfer nur so herumgesprungen sind. "Ich mähe heute noch mit der Sense, wenn ich nur einen Heuhupfer sehe, dann freue ich mich!" Immer wieder wurde von Zuhörern gemahnt, dass das Artensterben so dramatisch sei, dass keine Zeit mehr für gegenseitige Schuldzuweisungen bleibe. "Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die endlich konsequent von allen Bürgern angepackt werden muss! Was weg ist, ist weg!", so Max Finster.

 Er bedankte sich mit einer Flasche Wein und einem Glas Honig bei Ludwig Maier und Christian Flemisch für die vielen organisatorischen Arbeiten, die von diesen zur Vorbereitung des Volksbegehrens bereits geleistet wurden.

Zum Abschluss der Veranstaltung meinte Gert Graedler, dass der Artenverlust auch ein großer Verlust an Schönheit und damit an Lebensqualität für die Menschen bedeutet. "Der Anblick von Frauenschuh, Schwalbenschwanz oder Prachtlibelle ist doch etwas Wunderbares und tröstet vielleicht über vieles Hässliche, das uns ständig zugemutet wird". Nicht nur der Bund Naturschutz , sondern auch die beiden Gartenbauvereine leisten in Wasserburg fundierte ökologische Aufklärungsarbeit . Dies habe auch dazu geführt, dass die Stadt selbst verstärkt Wildblumenflächen unter sachkundiger Leitung anlege. 

[Geschrieben von Gert Graedler (Vorstandsmitglied des Bund Naturschutz, Ortsgruppe Wasserburg am Inn)]

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